Haltung
Fütterung und Wasserversorgung
Fütterung
Pferde sind sowohl unter physiologischen (Verdauungsapparat), als auch unter ethologischen Aspekten (angeborenes Verhalten) auf eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme ausgelegt. Pferdegerecht ist daher ein Dauerangebot an rohfaserreichem Futter (u.a. auch Langstroh als Einstreu). Falls dies nicht ermöglicht werden kann, ist Raufutter mindestens für 12 Stunden täglich anzubieten mit Fresspausen von maximal vier Stunden Dauer.
Das Fressen von Raufutter ist eine Langzeitaktivität und sollte je Mahlzeit 45 Minuten und mehr betragen. Weniger als 30 Minuten ist nicht pferdegerecht.
Das Pferd erkennt eine bedarfsübersteigende Energieaufnahme kaum bzw. nicht. Deshalb sind bei leichtfuttrigen Pferden ggf. geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine überhöhte Nährstoffaufnahme zu vermeiden (z. B. engmaschige Heunetze, Sparraufen).
Maßnahmen zur Reduzierung der Fressgeschwindigkeit:
Neben dem Vorteil der Reduzierung der Fressgeschwindigkeit, haben Heunetze, Sparraufen und ähnliches jedoch auch mögliche Nachteile. So sollte die Maschenweite immer individuell auf das Pferd abgestimmt und ein Fressen in der natürlichen Kopf-Halshaltung möglich sein.
Als Fressbremse auf der Weide können Maulkörbe mit perforierter Bodenplatte eingesetzt werden. Unabhängig von der Machart stellt jeder Maulkorb eine Beeinträchtigung für das Pferd (Sozial-, Komfort-, Trinkverhalten etc.) dar. Die maximale Tragedauer darf deshalb 12 Stunden nicht überschreiten. Individuelle Beobachtungen des Pferdes hinsichtlich der Akzeptanz eines Maulkorbs sind anzuraten.
Nur der Nährstoffbedarf, der über Raufutter bzw. über Gras nicht mehr zugeführt werden kann, ist durch Kraftfutter zu ergänzen. Es ist aus gesundheitlichen Gründen zu empfehlen Raufutter etwa 15 - 30 Minuten vor der Kraftfuttergabe zu geben.
Die synchrone Futteraufnahme ist für Pferde ein elementares Bedürfnis. Jedem Pferd, auch in der Gruppe, muss deshalb ein Fressplatz zur Verfügung stehen. Sollte dies nicht der Fall sein (z.B. Abrufautomaten) ist in jedem Fall durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass eine gleichzeitige Aufnahme von Raufutter für alle Pferde möglich ist (z.B. Strohraufen).
Anforderungen an Abrufautomaten in der Gruppenhaltung:
Schutz des Pferdes durch Trennwände über die gesamte Körperlänge
Trennwände mit Sichtkontakt zu den anderen Pferden
Durchlaufstationen mit separatem Ein- und Ausgang
Eingangssperre für eine stressfreie Futteraufnahme
Ausgang mit Pendeltüre und Rücklaufsperre
Ausgang in einen anderen Funktionsbereich
Anforderungen an Vorratsraufen und zeitgesteuerte Raufen:
Je nach Verträglichkeit der Gruppe halten Pferde beim Fressen voneinander einen Abstand von 1-2 m und mehr ein. Insbesondere an zeitgesteuerten Raufen sollte daher ein deutlicher Überschuss an Durchlässen vorhanden sein. Diese Forderung gilt auch bei Ad-libitum-Fütterung, da mitunter ranghohe Tiere eine ganze Seite einer Futterraufe vollständig blockieren können.
Pferdegerecht ist die bodennahe Fütterung. Wenn die Fütterungseinrichtung keinen Ausfallschritt erlaubt, ist die Fressebene um etwa 20 cm anzuheben.
Wasserversorgung
Pferde sollten unabhängig von der Haltungsform Wasser in Trinkwasserqualität ständig zur freien Verfügung haben. Falls dies nicht möglich ist, muss Wasser mehrmals am Tag, aber mindestens dreimal täglich bis zur Sättigung verabreicht werden.
Tränken sollten die natürliche Trinkhaltung weitgehend ermöglichen (ca. 0,3-0,4 x Wh), ebenso das arttypische Saugtrinken. Gut geeignet sind Schwimmertränken mit selbstständigem Wassernachlauf.