Der Biologe Dr. Stijn Pieter Brouwers erhielt für seine 2024 an der ETH Zürich eingereichte Dissertation The assessment of rising and lying down behaviours of dairy cows in cubicle housing systems with regard to animal welfare ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro.

Untersuchungsgegenstand der Dissertation war das Aufsteh- und Abliegeverhalten von Milchkühen in Liegeboxen. Zunächst wurde ein neuartiger, automatisierter Ansatz zur Verhaltenserfassung eingeführt. Mittels am Tier befestigter Beschleunigungsmesser kombiniert mit maschinellen Lerntechniken konnte atypisches Aufstehen und Hinlegen erkannt werden. In einer zweiten Studie wurde untersucht, wie sich die Liegeboxengestaltung auf das Verhalten von Kühen auf Betrieben mit begrenztem Kopfraum auswirkt. Die Ergebnisse unterstreichen, dass großzügige Liegeboxen den Tieren das natürliche Verhalten ermöglichen, das Verletzungsrisiko verringern und zu einem besseren Tierwohl beitragen können. Diese Ergebnisse sind bereits in die anstehende Revision der Schweizer Tierschutzverordnung eingegangen, die eine Erhöhung des vorgeschriebenen Mindestkopfraumes vorsieht. In einer abschließenden Studie konnte nachgewiesen werden, dass auch ein tief positionierter flexibler Nackengurt Kühe unterschiedlicher Größe natürliche Aufsteh- und Abliegebewegungen ermöglicht.

Die Agrarwissenschaftlerin Dr. Anina Vogt erhielt für ihre 2024 an der Universität Gießen eingereichte Dissertation How to reduce weaning and separation stress in dairy cow-calf contact systems? A comparison of a gradual process with the two-step nose flap method and an evaluation of different stress indicators ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro.

Ziel der Arbeit war die Optimierung des Tierwohls bei der muttergebundenen Kälberaufzucht. In der Regel erfolgt auch bei dieser Haltungsform die Trennung von Kuh und Kalb früher als dies unter natürlichen Bedingungen der Fall wäre und dies ist für die Tiere belastend. Untersucht wurden zwei Absetzmethoden, mit denen der Stress für Kuh und Kalb während des Absetzvorgangs verringert werden könnte: eine graduelle Reduktion der Kontaktzeit von Kuh und Kalb (Gradual Reduction – GR) und ein zweistufiges Absetzverfahren mit Anti-Saugbügeln (Nose Flaps – NF). Dazu wurde bei drei Monate alten Kälbern und ihren Müttern das Verhalten (u.a. Lautäußerungen, Suchverhalten, Futteraufnahme, Spielen) beobachtet sowie Bewegungsspiel und Liegedauer der Kälber und Liege- und Wiederkaudauer der Kühe mit Hilfe von Sensoren automatisch erfasst. Zudem wurden Blut- und Kotproben genommen, um die Immun- und Stressreaktion zu bestimmen, sowie Milchmenge der Kühe und Gewichtszunahme der Kälber erfasst. Insgesamt erwies sich die graduelle Entwöhnung der Tiere (GR-Methode) gegenüber der heute weiter verbreiteten Verwendung von Anti-Saugbügeln (NF-Methode) als signifikant stressärmeres Absetzverfahren.

Der Jurist Dr. Felix Lachmann erhielt für seine 2024 an der Universität der Bundeswehr Hamburg eingereichte Dissertation Tierschutz trotz Wettbewerb. Vorschlag für eine tierschutzrechtliche Konkurrentenklage ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro.

Im Zentrum der juristischen Dissertation steht die Frage, ob und inwieweit ein im Sinne des Tierschutzgesetzes rechtmäßig handelnder Unternehmer im Nutztiersektor sich verwaltungsgerichtlich gegen tierschutzrechtwidrig agierende Konkurrenten wehren kann, weil und sofern zwischen ihnen ein Wettbewerbsverhältnis besteht. Denn durch die Nichtbefolgung tierschutzrechtliche Bestimmungen kann ein – nach dem Vorschlag der Arbeit – angreifbarer Wettbewerbsvorteil entstehen. Mit seinem Modell einer tierschutzrechtlichen Konkurrentenklage betritt der Verfasser weitgehend juristisches Neuland. Der Ansatz verspricht, dass durch die wettbewerbliche Mobilisierung des Privatinteresses dem Vollzugsdefizit im Tierschutzrecht begegnet werden kann. Die tierschutzrechtliche Konkurrentenklage könnte im Sinne des Tierschutzes eine Neujustierung im Gefüge von tierlichen und wirtschaftlichen Interessen bewirken. Als ein Ergebnis der Arbeit wird der konkrete Gesetzestext einer tierschutzrechtlichen Konkurrentenklage als neuer Paragraph 16b Tierschutzgesetz vorgeschlagen.

Die Agrarwissenschaftlerin Martina Kröll erhielt für ihre 2024 an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) eingereichte Masterarbeit By your side. How social support affects habituation, training and test results of piglets in a judgement bias task ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro.

Die experimentelle Studie ist der Frage nachgegangen, welchen Einfluss soziale Unterstützung bzw. die Nähe von „befreundeten“ Artgenossen (sog. Buddies) auf einen kognitiven Test bei Ferkeln hat. Untersucht wurde dies anhand eines sog. Judgement Bias Tasks, bei dem es um die Beurteilung affektiver Zustände der Tiere geht. Der Fokus lag dabei auf drei zentralen Fragestellungen: Welchen Einfluss hat die Präsenz von Buddies auf 1) die Trainingsdauer, 2) die Trainingsergebnisse und 3) das Verhalten der Tiere in der Testarena verglichen mit Ferkeln, die in Isolation getestet wurden. Mit Hilfe einer videobasierten Verhaltensanalyse konnte nachgewiesen werden, dass isolierte Ferkel mehr stressanzeigende Verhaltensweisen aufzeigen als solche, die ihre Buddies in der Nachbarbucht hatten. Die Testergebnisse selbst wurden hingegen nicht beeinflusst. Der Einsatz von Buddy-Tieren hat somit das Potenzial, das Wohlergehen von Schweinen und anderen sozialen Tieren in der Forschung zu verbessern – ohne dass dadurch die Ergebnisse der Tests verfälscht werden.